Kalkabbau

1540 begann die Stadt Osnabrück zum Zweck ihrer Festungsbauten einen ausgedehnten Kalkofenbetrieb auf dem Gertrudenberg; für die Befeuerung der Kalköfen wurde die Piesberger Anthrazit-Steinkohle genutzt. In den Lohnabrechnungen von 1576 und 1578 wird erwähnt, dass ein "Luchtholl [= Luftloch] durch den Kalkberch" gehauen sei. 1582 wird ein "Einsturz" im Kalksteinbruch gemeldet. Von 1628 bis 1633 ist hier Kalksteinabbau im Zusammenhang mit dem Bau der einstigen Festung Petersburg im Südosten der Stadt Osnabrück erwähnt.

 

In einem Brief vom "Bürgermeister und Raht der Stadt Osnabrück an die Stiffts-Verwaltung" vom 25. April 1701 ist dazu nachzulesen: "Das Loch am Gertrauds Berge liegt außerhalb des Klosters in der Feldmark der Stadt, wo Kalksteine hergenommen wurden, von wo der dort gelegene Kalkofen, wie Mauerreste zeigen, beschickt wurde."

 

1858 berichtete der Osnabrücker Bürgermeister Johann Carl Bertram Stüve (1798 - 1872) in der Veröffentlichung "Topographische Bemerkungen über die Feldmark der Stadt Osnabrück und deren Entwicklung der Landschaftsverfassung" (Mittheilungen d. historischen Vereins zu Osnabrück, Heft 5) ebenfalls über Steinbrüche auf dem Gertrudenberg: "Jener Kamm von Muschelkalk ist vom Kloster nördlich durch offene Steinbrüche, behuf Gewinnung von Kalkstein, zerwühlt." Und weiter: "Von diesem Steinbruchsgrunde südlich gegen das Kloster hin aber erstreckt sich eine geräumige, aus vielen, theils verschütteten Gängen bestehende Höhle, deren Eingang bis 1803 sehr schön war; aber leider durch einen schlecht erwogenen Versuch der Klosterverwaltung, dort Steine zu brechen, zerstört wurde." Und Stüve fügt an: "Sie ist aber weiter nichts als die Fortsetzung des Baus auf Kalkstein, den man hier, durch die Lagerung veranlaßt, bergmännisch zu gewinnen vorzog. (...) Man hat den Kalk wohl theils auf der Ziegelei, dann aber auch am nördlichen Ende der Berges gebrannt, wo ungeheure Haufen Kalkasche lagern."

 

Zunächst wurde der Kalk in frei an der Oberfläche liegenden Steinbrüchen abgebaut. Später ging man dazu über, die tieferen und härteren Gesteinslagen durch unterirdischen Abbau zu erschließen.

 

Abgebaut wurden im sog. "Strossenbau" körnige Blaukalke der Encrinus-Schichten des "Haupt-Trochitenkalkes" (mo1 HT) des oberen Muschelkalks (Trias; Alter ca. 235 Mill. Jahre)1. Beim "Strossenbau" wird die Lagerstätte in waagerechten Blöcken (Strossen) von oben nach unten abgetragen. Gesteine dieses Abbaus befinden sich in der alten Klostermauer, an den einstigen Klostergebäuden und in der Anstaltsmauer, die die "Irrenanstalt" vom heutigen Bürgerpark trennt.