Konzept

I. Forschungsstand und Aufmerksamkeit

 

Mit dem Buch "Gertrudenberger Loch" wurde 1992 der momentane Forschungsstand dokumentiert und die Öffentlichkeit auf diese interessante Besonderheit in Osnabrück aufmerksam gemacht. Dieses Aufmerksam-Machen hat jedoch seinerzeit nicht gereicht, die Gertrudenberger Höhle aus dem "Dornröschenschlaf" zu erwecken und ihr den Platz zuzuweisen, der ihrer überregionalen Bedeutung entspricht.

 

II. Eintragung als Kulturdenkmal

 

Zunächst sollte die Gertrudenberger Höhle als geschichtliches Kulturdenkmal unter Schutz gestellt werden. Aus den Ausführungen des veröffentlichten Buches ergibt sich ihre besondere geschichtliche und wissenschaftliche Bedeutung.

Die Höhle ist inzwischen in die niedersächsische Denkmalliste und bei der Stadt Osnabrück, Abt. Archäologische Denkmalpflege, als archäologisches Denkmal eingetragen worden.

Diese Unterschutzstellung beinhaltet dann hoffentlich, dass das Einpumpen von Sandzementschlemme in den Untergrund in Zukunft unterlassen wird, weil dadurch Hohlräume endgültig verfüllt werden. Es muss andere Mittel geben, Fundamente tragfähig zu machen, selbst wenn sich Hohlräume darunter befinden.

 

III. Weiterführung der Forschungsarbeiten

 

In der Gertrudenberger Höhle sollten weiterhin die Forschungsarbeiten gefördert werden, die aus heutiger Kenntnis notwendig erscheinen, ohne dabei bleibende Schäden zu verursachen. Im einzelnen sind folgende Arbeitsschritte sinnvoll:

  • Die Freilegung von Luftschacht und Brunnen nach oben und unten, wenn es auch schwierig erscheint, den Schutt abzutransportieren.

  • Die Öffnung mehrer Mauern, um die dahinter liegenden Räume genauer zu erforschen. Nach deren Inspektion, Begutachtung und Vermessung kann das Einstiegsloch wieder fachgerecht vermauert werden.

  • Die Entfernung von soviel Schutt entlang den Felswänden aller nicht betretbaren Höhlenräume, dass man durchkriechen kann, um auch hier eine Untersuchung zu ermöglichen.

Die beiden letzten Vorschläge sind kombiniert durchzuführen, damit auch verfüllte Räume vollständig erforscht werden können. Zu ihrer Realisierung bedarf es lediglich der Zustimmung der zuständigen Stellen, beim ersten Vorschlag ist darüber hinaus eine Unterstützung durch Experten und / oder durch Geldmittel, z.B. für den Abtransport des Füllmaterials notwendig.

 

IV. Fotodokumentation

 

Eine Fotodokumentation des gesamten Höhlensystems mit allen Nebengängen wäre zweckmäßig, um seinen momentanen Zustand festzuhalten und um eine Vergleichsbasis für eventuelle künftige Veränderungen zu haben.

 

V. Für die Öffentlichkeit zugänglich machen

 

Schließlich sollte die Gertrudenberger Höhle zur Besichtigung freigegeben werden. Für den Fremdenverkehr und für die Osnabrücker Bürger wäre das eine zusätzliche Attraktion zum Piesberg-Schacht. Die Besichtigung der Gertrudenberger Höhle würde in ganz Norddeutschland ihresgleichen suchen.

 

VI. Mögliche Besichtigungsbereiche bei einer Höhlenführung

 

Vorweg ein Hinweis: Die neun folgenden Bereiche sind chronologisch sortiert; demgegenüber werden bei einem Höhlenrundgang die zu besichtigenden Bereichspunkte durcheinander angelaufen, so dass sich Doppelerklärungen ergeben. Eine zu fertigende "Erläuterung für Höhlenführer/innen" sollte nach den Stationen des Rundgangs sortiert und so bearbeitet werden, dass Wiederholungen vermieden werden.

1. Geologie (vor Jahrmillionen)

Trochitenkalk, Klüftung, Deckenkolke, "Junction-Effekte" (Domartige Deckenwölbung bei größerer Spannweite an Gangkreuzungen), Wandsinter, fossile Seelilienstengel, Vermikulationen (wurmartige Wandauflagen aus Lehm, auch Hyroglyphen genannt), Betonstalaktiten im "weißen Zimmer"

Notwendige Arbeiten: Öffnung einer Ziegelsteinmauer

2. Mittelalterlicher unterirdischer Steinbruch (vor 1333 und im 16. Jh.)

Räume, Pfeiler, Kugelsteine, Nischen, "Kultfelsen"

Notwendige Arbeiten: keine

3. Klosterbrunnen (etwa 1333)

Brunnen zur Bewässerung des Klostergartens, 1866 von 42 auf 64 m vertieft zur Wasserversorgung des Bierlagers

Notwendige Arbeiten: keine, außer, der Brunnen wird geräumt.

4. Fluchtgang der Nonnen (vermutlich im 14. Jahrhundert gebaut)

Zeigen lt. Plan der Höhle und des Ganges mit "Verteidigungsnische", zwei Gangvermauerungen mit durchdringender Sandzementschlemme als "Beweis" für die Gänge in beide Richtungen

Notwendige Arbeiten: Zeichnung der "Verteidigungsnische" 

5. Angebliche Kulthöhlenrelikte (im Mittelalter vermutet)

Femestätte, "Kultfelsen", "Kultnischen", "Kultbrunnen", 4 weitere Höhlen in Osnabrück rund um die Gertrudenberger Höhle, Sonnenaufgangsmythen (lt. FRIEDRICHS), "Schneckengänge", (ehemalige Mulden an der Meesenburg auf dem Gertrudenberg, in denen man angeblich (lt. MARBY) durch "Runen-Raunen" Kontakt zu übernatürlichen Kräften aufnehmen konnte.

Notwendige Arbeiten: keine

6. die Technik der Bierlagerung (ab etwa 1850)

Bierfass, Rollgang, Schacht zum Herablassen der Fässer, "Gefängnis"

Notwendige Arbeiten: das Bierfass aufstellen

7. Luftschutzbunker für bis zu 4.000 Menschen (1944)

Einen Raum / Gang mit flachen Liegen, 2 Toilettenanlagen jeweils mit Lüftungsschacht, "weißes Zimmer" als Sanitätsraum, alte Elektroleitungen und -anlagen, phosphorizierende Flecken und Pfeile zur Orientierung, Luftschacht (mit Bombentreffer), mit Ziegelsteinen abgemauerte Schuttablagestellen, Raumecken und Klüfte; nach dem Krieg wurden in fast alle Abtrennmauern Löcher zum Durchgucken eingeschlagen.

Notwendige Arbeiten: Bänke (und "Pferdedecken"?) aufstellen, Tür vor einer Toilette anbringen

8. Gangvermauerungen, um Sandzementschlemme zu bremsen (um 1970)

Gangvermauerung am Nordende in Richtung Meesenburg und Altenheim und im Süden im "weißen Zimmer", wo eine nach außen gewölbte Türfüllung die Sandzementschlemme aus der Richtung Klosterhauptgebäude aufhalten muss. Der in Schlemme "ertrunkene" Raum F

Notwendige Arbeiten: keine

9. Ausgrabung (1984)

Ein längerer Streifen im Raum B und der Platz vor dem "Kultfelsen" wurde 1984 ausgegraben. Etliche Fundstücke wurden geborgen.

Notwendige Arbeiten: Die Ausgrabungsfunde (aus der Bierkeller- und Bunkerzeit) in einer Vitrine präsentieren

 

Ganz allgemein:

Ein Zugang sollte geschaffen und an wenigen Stellen Bodenunebenheiten ausgeglichen werden.

Die Gänge in der Gertrudenberger Höhle sind sicher (s. die Sicherheitsgutachten). Lediglich an einer Stelle (Raum M) droht ein Brocken von der Decke zu fallen. Der Raum kann ohne Schwierigkeiten entweder an der gefährdeten Raumseite um die Gefahrenstelle herum oder auch vollständig abgesperrt werden.

Im Gang vor dem "weißen Zimmer" ist etwas Weißes am Boden. Um was es sich dabei handelt (vielleicht Kalk?) sollte, um eine eventuelle Gesundheitsgefährdung auszuschließen, festgestellt werden.

Weiterhin könnten Stellen, die wegen Schuttablagerung nicht betreten werden sollen, mit einem Trassierband abgetrennt werden.  

Besichtigungsgäste sollten mit Helm, Gummistiefeln und Taschenlampen ausgerüstet sein.

Weder eine fehlende Sicherheit noch die Höhe der Kosten stellen m.E. triftige Gründe dar, die Gertrudenberger Höhle nicht zur Besichtigung für die Öffentlichkeit freizugeben.